Hauptziel der Aktion sei, so heißt es, mehr Verständnis für die Legasthenie zu erzeugen.
Verständnis für Legastheniker habe ich durchaus. Schließlich helfe ich etlichen Schülern, trotz ihrer Legasthenie lesen zu lernen. Alles sympathische junge Menschen, denen ich meine Zeit gerne ehrenamtlich widme, und die die Hilfe auch annehmen. (Einziges Problem: Nicht alle üben auch außerhalb der Trainingsstunden zu Hause. Mnachmal fehlt dort auch die Unterstützung.) Keiner meiner Schüler sieht Texte aber so, wie in der Animation gezeigt. Sonst wäre es ja nicht möglich, Wörter einwandfrei und flüssig zu buchstabieren und jeden gezeigten einzelnen Buchstaben klar zu identifizieren.
Wenn jemand Texte tatsächlich so wahrnnähme, wie in der Animation gezeigt, dann wären Leseschwierigkeiten einleuchtend. Aber wäre das nicht eine physische Störung, die aus der Legasthenie laut offizieller Definition der WHO eine Leseschwäche machen würde? Physische Probleme schließen nach dieser Definition eine Legasthenie aus.
In der Praxis spielen solche theoretischen Überlegungen sowieso keine Rolle. Lesen lernt man bekanntlich nur durch lesen. Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, von Anfang an auf die richtige Lesetechnik zu achten und jedem Kind die Zeit und auch die Hilfe zu geben, die es braucht, um diese wichtige Basistechnik auch zu beherrschen. So könnte man die Zahl der Legastheniker deutlich reduzieren.
Mir hat mal jemand auf meine Bemerkung, dass auch Legastheniker lesen lernen können, gesagt, dass das dann keine Legastheniker waren. Da könnte was dran sein. Aber ich habe diesen Kindern ja nicht die Bescheinigung ausgestellt. Die bekommen die Kinder in aller Regel, wenn sie genügend Lesefehler machen und nicht unterdurchschnittlich intelligent sind. Der Nachteilsausgleich hilft bei den Noten, aber die Anstrengung, die Lesefertigkeit zu verbessern, darf darunter nicht leiden. Glücklicherweise gibt es Schulen und Lehrer, die das auch so sehen und Initiativen wie den "Lesekoch" untersützen.
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