Da kann man nur zustimmen. Es wird einfach viel zu lange gewartet, bis Kinder mit Lese- oder Rechenschwierigkeiten gezielt gefördert werden. Wenn sich erste Anzeichen zeigen, dass z.B. Buchstaben verwechselt werden oder die Buchstaben des Wortanfangs nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, dann muss man beginnen, dem Kind gezielt zu helfen. Bei Leseschwierigkeiten fordern die Lehrer zu Recht, dass mehr geübt wird. Das hilft aber nur, wenn richtig geübt wird. Das ist oft das Problem. Wer die genannten oder ähnliche Lesefehler macht, der kann diese nur abstellen, wenn er darauf aufmerksam gemacht wird, bzw. wenn ihm geholfen wird, diese abzustellen. Dazu braucht das Kind einen Partner. Und den hat es immer weniger im Elternhaus. Mutter und Vater, wenn es diese beiden zusammen in einer Familie überhaupt noch gibt, haben oft keine Zeit, sind ungeduldig und machen Druck, was dazu führt, dass das Kind Lernvermeidungsstrategien entwickelt. Also muss die externe Förderung "gefördert" werden. Die Gesellschaft als Ganzes und die einzelnen Eltern müssen erkennen und akzeptieren, dass ein Teil des "Gewinns" durch den Arbeitseinsatz von beiden Eltern für die Betreuung und Förderung der Kinder aufgezehrt wird. Und noch eine Erkenntniss muss greifen: "Immer schneller!" funktioniert nicht in der Bildung. Die braucht Zeit. Und diese Zeit muss man den Kindern geben. Wer zu früh schnell liest, liest unsauber und ergänzt die Entschlüsselung der Buchstaben durch Raten. Bei der Dyskalkulie ist es nicht anders als beim Lesen. Wer in der 4. Klasse fünfstellige Zahlen nicht sicher lesen kann oder bei den einfachen Grundrechnungen ins Grübeln kommt, bei dem wurde in der ersten Klasse etwas versäumt.
Ich habe mit meiner Leseförderung in der 8. Klasse begonnen und bin nach und nach in niedrigere Jahrgänge vorgedrungen. Jetzt habe ich die erste Schülerin in der ersten Klasse. Und diese Förderung will ich ausbauen. Je früher die Lese- oder Rechenförderung beginnt, deste erfolgversprechender ist sie. Und man braucht sicher auch nicht so viel Zeit wie Jahre später. Dazu braucht man keine Studien aus Amerika, das sagt schon der gesunde Menschenverstand. Bleibt nur zu hoffen, dass es auch Finanzierungsmöglichkeiten gibt, denn nicht alle Eltern wollen oder können dafür auf anderes verzichten. Das ist sicher ein Thema für den Bundesverband Legasthenie, mit dem Prof. Schulte-Körne ja eng verbunden ist.
Meine Übungen für die erste Klasse werden jetzt zügig ausgebaut. Downloadbereich!