.... dass das in einem Land mit Schulpflicht geschieht. Im zitierten Mail wird der funktionale Analphabetismus zurecht als wachsendes Problem im industrialisierten Teil unserer Erde gebrandmarkt, und darauf hingewiesen, wie gefährlich das für den Einzelnen und die Gesellschaft ist.
Ich glaube, dass unsere Politiker die Prioritäten falsch setzen. Vielleicht ist uns allen aber die Bildung nicht so wichtig, wie andere Dinge. Vor wenigen Tagen hörte ich einen Kultusminister sagen, dass man das Geld, das man für die Bildung mehr ausgebe, woanders wegnehmen müsse, was dann auch wieder nicht recht wäre. Ich hätte da schon Vorschläge, z.B. im Straßenverkehr. Da werden Straßen mit Kurven für viel Geld begradigt, nur weil ein paar Zeitgenossen sich nicht an Verkehrsregeln halten. Auch das Geld für die sogenannte digitale Bildung könnte man sinnvoller verwenden, nämlich für reibungslos arbeitende Software in der Schulverwaltung.
Aber auch im Schulbereich selbst könnten die Prioritäten überprüft werden. Was ist in der Grundschule wirklich wichtig? Lesen, Schreiben, Rechnen! Warum nimmt man sich dafür nicht mehr Zeit. Die könnte man durch den Wegfall von Englisch gewinnen. Und warum Kinder in der Grundschule Präsentationen gestalten müssen, weiß ich auch nicht. Die Schule muss – der Entwicklung unserer Gesellschaft geschuldet - immer mehr richten, was früher zu Hause geregelt wurde. Aber dass rund ein Fünftel unserer Grundschüler nicht richtig lesen kann, das müsste die Verantwortlichen doch aufregen?
Wenn ich in früheren Managerkategorien denke, dann meine ich, dass die Leseschwierigkeiten in der Grundschule einer Reklamationsquote von 20 Prozent entsprechen. Da muss man entweder das Produkt verbessern, also in Entwicklung und Produktion investieren, oder die Reklamationsabteilung vergrößern. Außer von FILBY (Fachintegrierte Leseförderung Bayern) habe ich nichts vernommen. Und dieses Projekt geht nicht an die Ursachen ran. Es setzt voraus, dass man schon lesen kann. Warum fördert die Schulverwaltung nicht die externe Leseförderung, und zwar von Anfang an? Ob eine Schule hier etwas tut oder nicht, hängt von der Schulleitung ab und wahrscheinlich auch von den Ressourcen. Hier wäre mit wenigen Mitteln viel zu erreichen. Irgendwie muss das „häusliche Defizit“ beim Lesenlernen doch ausgeglichen werden.
Ich habe in den Ferien zwei Lese-Hörbücher als interaktive Videos erstellt, die den Eltern helfen können, ihre Kinder beim Leselernprozess wirkungsvoll zu unterstützen, stressfrei und motivierend. Und ich hoffe, auf viele Gelegenheiten im neuen Schuljahr, die Leseförderung ehrenamtlich voranzubringen.