von Dina Beneken
Legasthenie oder LRS oder was bedeutet eine Diagnose?
Abgesehen davon, dass ich es unsäglich finde, dass Kindern "Diagnosen" aufgedrückt werden, weil sie sich schulisch neben dem Mainstream entwickeln (seien wir mal ehrlich: Das ist kein Virus oder Bakterium und eigentlich nix für einen Arzt, sondern etwas für fähige Pädagogen), also abgesehen davon - ist es egal.
Die Begriffe werden oft synonym verwendet, die Fachwelt streitet sich, die Basis weiß: Ein Mensch, der nicht lesen kann, sollte lesen lernen. Egal, wie alt, egal wie intelligent, egal ob es eine "Diagnose" gibt oder nicht. Die Aufgabe der Pädagogen ist es, mit den für diesen Menschen passenden Methoden die Sache mit dem Lesen auf die Reihe zu bekommen.
Die "Diagnose"
beruht auf einem standardisierten Test, der nach Schema F abgespult wird und am Ende ein paar nette Zahlen ausspuckt. Hier wird nichts anderes gemacht, als den erwarteten Lernstand des Kindes mit dem ist-Zustand abzugleichen. Diese Tests heißen nicht umsonst "Schulleistungstests". Ist der Mensch über oder innerhalb der Normalverteilung, ist alles gut, ist er drunter - zack, genau. LRS (Dyskalkulie, Konzentrationsprobleme....). Ich sehe immer nur Zahlen, wenn ich Auswertungen von Psychiatern bekomme. Was dem Kinde "fehlt" - das steht da nie.
Die Lernstandsanalyse.
Machen dann die Leute, die mit dem Kind arbeiten. Und da kommt dann raus, wo der Hase im Pfeffer liegt, was das Kind schon kann und was nicht. Für die Lernstandsanalyse ist es nicht wichtig, wie schlecht das Kind im Test war. Es ist wichtig, wo es jetzt gerade steht. Darauf wird aufgebaut, unabhängig von der Diagnose.
Wichtige Dinge, die abzuklären sind
Was sollte man abklären? Hört das Kind gut, (hier hilft der Pädaudiologe), hat es Sehprobleme, wie steht es um die Motorik? Solche Auffälligkeiten kommen allerdings in der Regel nicht plötzlich und sind im Schulalter meist bekannt bzw. werden in der ersten Klasse von den Lehrpersonen angesprochen.
Fachlich braucht es also keinerlei Diagnostik eines Facharztes für LRS.
Aber
Oft werden diese Kinder nicht gefördert, wenn sie es nicht in eine Lerntherapie schaffen. Schulen stehen auf dem Standpunkt, sie könnten eine "Sonderbehandlung" nur dann "erlauben/ermöglichen", wenn ein Facharzt eine Legasthenie bestätigt.
Es ist traurige Realität (und fernab jedes Inklusionsgedankens), dass selbst eine lächerliche Zeitzugabe in Tests nur mit Diagnose möglich ist. Wie es wirklich kranken Kindern in der Regelschule gehen mag, können wir uns hier an einem Finger abzählen.
Ein "Stempel" ermöglicht also Hilfemaßnahmen in der Schule, birgt aber auch Gefahren. Er bringt unter Umständen auch ein paar Stunden finanzierte Lerntherapie, je nachdem wo Du lebst.
Gefahren einer Pathologisierung schulischer Schwierigkeiten
Kinder nehmen die Diagnose an und glauben, sie wären zu dumm. Durch den Notenschutz lohnt sich auch eine Anstrengung nicht mehr. Die Zuständigkeit für die Leseförderung verlagert sich aus der Schule in die Therapie. Letzten Endes verzögert sich das einzig Wichtige: Die Förderung auf passendem Niveau, weil so oft viel zu lange auf "fachärztliche Gutachten" gewartet wird.
Fazit
Um Deinem Kind zu helfen, brauchst Du kein Gutachten eines Arztes mit Diagnose, sondern jemanden, der es fördert (oder Du tust es selbst - ist leider oft der schnellste und effektivste Weg. Übrigens auch der günstigste, vom Zeitinvest mal abgesehen.)
Die Antwort auf die Frage: Legasthenie wurde zu spät erkannt - was tun?
Liegt damit auch auf der Hand.
Egal, wann Du erkennst, dass Dein Kind ein Problem hat: Der Zeitpunkt zum Handeln ist in diesem Moment. Abwarten bringt nix. Jammern auch nicht. Es ist, wie es ist: Dein Kind hat Schwierigkeiten beim Lesen oder Schreiben. Was tun?
Lernstandanalyse machen lassen und auf passendem Niveau fördern.
Wenn das Kind unter den Noten leidet, kann man einen Notenschutz in Betracht ziehen, ebenfalls wenn es wegen Rechtschreibung gefährdet ist, versetzt zu werden.
Keine Frage des Alters
Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, können das zu jedem Zeitpunkt aufholen und lernen. Es wird nur nicht leichter - aber nur weil es schwer ist, gibt man nicht auf. Das ist keine Option.
Warum ich keine Warteliste führe
Genau darum. Wenn ein Kind ein Problem hat, hat es verdient, dass es sofort Hilfe bekommt. Nicht irgendwann. Und weil Du bei mir sowieso mitarbeiten musst, wenn Du Dein Kind bei mir hast, finde ich die Lernkompetenzcommunity eine perfekte Alternative. Oder Du möchtest Dein Kind im1:1 betreut sehen - dann schaust Dich im Kompetenzzirkel lernen um. Wenn Du den Newsletter des Zirkels abonnierst, erfährst Du zuerst von freien Plätzen meiner Kollegen.