Petra Schönweiss - Finde das wichtige Wort – Eine alternative Hinführung zur Großschreibung: Das satzbezogene Konzept – Klasse 2/3 Lernserver – ISBN 978-3-940876-16-4
Eigentlich gehört dieses Buch zum Menüpunkt Übungsmaterial. Die Autorin beschreibt die Methode als Alternative zur herkömmlichen Lehre in den Grundschulen. Da ich diese Methode aber nicht empfehlen möchte, bespreche ich das Buch hier, unter Fachliteratur.
In der Einführung werden zwei Methoden für die Vermittlung der Großschreibung dargestellt: die wortartenbezogene Großschreibung und die satzbezogene Großschreibung. Letztere kannte ich nur flüchtig, im Buch wird die Methode verständlich beschrieben, und es gibt ausreichend Übungsmaterial.
Die beschriebene Kritik an der vorherrschenden Lehre in den Grundschulen teile ich. Ich ärgere mich immer, wenn ich in Klassenzimmern Plakate sehe, auf denen zu Nomen z.B. steht, dass man sie anfassen oder sehen kann, und dass ein Artikel dabei ist.
„Es stimmt eigentlich nicht, dass nur Substantive (meist als „Nomen“ bezeichnet) von der Großschreibung betroffen sind. Vielmehr können bzw. müssen alle Wortarten großgeschrieben werden, wenn sie eine bestimme Funktion im Satz innehaben (man spricht dann gemeinhin von „Substantivierungen)“. Dieses Zitat zeigt ein Problem auf, das tatsächlich viele Schüler haben. Deswegen sehe ich die Lehre der Großschreibung in den Grundschulen auch kritisch. Nomen sind vor allem Namen. Dass „gehen“ laut Duden nur ein Verb ist, ist zwar richtig, aber, wenn ich das, was wir mit den Beinen im Normalfall tun, bezeichne, dann ist es eine Bezeichnung, also ein Nomen. Den Begriff der Substantivierung brauche ich dafür eigentlich nicht.
Ich lehre deshalb: Nomen sind Namen, und Namen schreibt man groß. Die Autorin beschreibt wegen der Schwäche der Lehre in den Grundschulen die satzbezogene Großschreibung als Alternative. „Sie (Anm.: die satzbezogene Großschreibung) kennzeichnet die syntaktische Funktion eines Wortes, sie ist Mittel zur Strukturierung eines Textes, sie hebt ´wichtige´ Wörter hervor und erleichtert somit dem Leser, den Sinn des Geschriebenen schnell zu erfassen.“ Letztlich geht es darum, dass man das wichtige Wort links mit Attributen erweitern kann. (Attribute rechts könnten sich auch auf Pronomen beziehen.) Die durch die jüngste Rechtschreibreform bedingten Ausnahmen muss man lernen, heißt es im Buch. Ich denke, dass damit "im Voraus" und ähnliche Substantivierungen von Dudens Gnaden gemeint sind. Da passt meine Methode "Nomen sind Namen" leider auch nicht mehr.
Interessant ist der kurze Blick in die Geschichte. Es wird schön beschrieben, wie es zur Großschreibung kam, nämlich um Wichtiges hervorzuheben.
Wer sich mit der Methode beschäftigen will, für den ist das Buch eine gute Einführung. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es – vom theoretischen Überbau abgesehen – darauf hinausläuft, dass ich vor jedem Nomen, hier als Stufenwörter bezeichnet, Einfüllwörter einfügen kann, die eine bestimmte Endung, bedingt durch die Beugung haben: -e, -en, -er, -es oder -em.
Beispiel:
„Der brave Hokus
hilft
seinem guten Freund
schrecklich gern
beim lästigen Abspülen.“
„In der vierten Zeile könnte „gern“ mit einem Stufenwort verwechselt werden. Aber das Einfüllwort „schrecklich“ hat nicht die passenden Endungen. Da bleib ich lieber bei „Nomen sind Namen!“ Und bringe meinen Schülern lieber bei, dass "gern" kein Name ist, sondern ein Adverb, das Näheres zum Verb helfen sagt.