Rainer Dürre, Legasthenie – das Trainingsprogramm für ihr Kind, Verlag Herder 2012
Im Text auf dem Umschlag wird darauf hingewiesen, dass der Autor sein Trainingsprogramm auf Basis des "rhythmisch-silbierenden Mitsprechens" entwickelt hat. Das ist schon mal sehr sympathisch. Außerdem arbeitet der Autor nur mit Einzelförderung. Dazu auf Seite 29: Jedes Kind hat seine eigene Legasthenie, deshalb sind Gruppen, auch wenn nur zwei Kinder in der Gruppe sind, nicht gut. Seine Erfahrung: "Während wir aufgrund des Einzeltrainings nach 15 – 18 Monaten mit unserem Training fertig sind und das Kind beruhigt gehen lassen können, dauert es in Instituten mit Gruppenarbeit teilweise drei bis vier Jahre, ohne dass die Schüler mit dem gleichen Erfolg wie nach unserem Einzeltraining aufhören können." Auch meine Erfahrung ist, dass das Einzeltraining, bei dem man sich als Trainer genau auf den Schüler konzentrieren kann, am erfolgreichsten ist.
Eingegangen wird intensiv auf die Blicksteuerung. Es wird über das Freiburger Blicklabor gesprochen. Seite 43: "Die Blicksprünge werden an das Gehirn weitergeleitet und vom Gehirn zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Genau das geschieht auch beim Lesen. Hier müssen die Blicksprünge vom Gehirn jedoch sehr genau gesteuert werden. Nur so kann jeder Blicksprung dann erfolgen, wenn er für den Leseprozess gebraucht wird. Geschieht dies nicht, können Buchstaben übersprungen oder auch verwechselt werde, fallen Wortendungen weg oder das Kind verrutscht in der Zeile." Meine Beobachtung ist da ganz anders: Ich stelle immer wieder fest, dass die Schüler verzweifelt versuchen, Anker im Text zu finden, mit denen sie schnell etwas anfangen können. Und diesem Anker werden dann Wörter, wie z.B. die Artikel, oder Endungen einfach angepasst. Der Text wird einfach nicht genau entziffert, weil dazu die Übung fehlt. Die Lesetechnik ist einfach nicht komplett entwickelt.
Auf Seite 48 wird über die Arbeit von Optometristen berichtet, die die Augen untersuchen. Bei einem Jungen sollen Aussetzer eines Auges Schuld an dessen Leseproblemen gehabt haben. Die Augen befanden sich sozusagen an unterschiedlichen Textstellen und deshalb kam es zu Auslassungen usw.
Das Trainingsprogramm, das viel Raum im Buch einnimmt, enthält gute Hinweise zu ergänzende Übungen zum Lesemotivationsprogramm.