Das h: Stumm oder nicht?
Das kleingeschriebene h hört man nicht immer. Hörbar ist es am Anfang eines Wortes und nach Vorsilben bzw. am Anfang der Nachsilbe heit. Den Großbuchstaben H hört man immer, deswegen kommt er in dieser Übung nicht vor.
Stumm ist das h, wenn es den Vokal als gedehnt markiert. Das h ist Teil der Vokalschreibung. Langvokale erkennt man am h (wählen, gehen), an der Vokalverdoppelung (Saal, Haare) oder daran, dass nur ein Konsonant folgt (sagen, reden). Ausnahmen gibt es etliche. Die Vokalschreibungen mit h und die Vokalverdoppelung sind historisch bedingt und heute nicht mehr notwendig. Hare und Sal würde man auch ohne Vokalverdoppelung mit gedehntem Vokal sprechen. Ebenso wäre es bei geen oder wälen. “ Geen sieht zwar gewöhnungsbedürftig aus, aber bei säen haben wir uns an die Aneinanderreihung von Vokalen, die nicht zusammengehören, schon gewöhnt.Die allgemeine Regel, dass Vokale lang klingen, wenn nur ein (oder kein) Konsonant folgt, macht die Vokalverdoppelung und das Dehnungs-h redundant.
Dass das h zum Vokal gehört, wird bei der Worttrennung verwischt. Die Worttrennungsregeln orientieren sich an der Worttrennung am Zeilenende. Da kommt es darauf an, wie die Buchstaben möglichst ökonomisch auf zwei Zeilen verteilt werden können. Da ist es zum Beispiel unsinnig, nur einen Buchstaben abzutrennen. Sehr schön sieht man das am Wort Junge. Nur das e abzutrennen, macht keinen Sinn, also reißt man den Laut ng auseinander und trennt Jun-ge. Leider haben die großen Schul-Lehrwerke diese Worttrennung den Silben gleichgesetzt. Den Duden-Machern ist das Problem aber sehr wohl bewusst, sie sprechen in diesem Zusammenhang nicht von Silben sondern von Worttrennung.
Bei der Vokalverlängerung mit h ist problematisch, dass man sich bei der Wortrennung entschieden hat, das h meist auf die nächste Zeile zu schieben, zum Beispiel beim Wort ge-hen. Damit steht das h nun in Silbenschriften in Schulbüchern am Anfang und verführt zum Lesen. Das scheint von vielen Lehrern und Therapeuten erwünscht zu sein. Ich höre nämlich immer wieder, dass das gut sei, denn die Schüler würden dann beim Schreiben auch an das h denken, das eigentlich stumm wäre. Zu denken geben müsste die Befehlsform, nämlich geh, oder die Ableitung geht! Die Funktion des h´s ist dort eindeutig die historische Vokalverlängerung. Ich hatte schon Schüler, die das h dann hörbar gelesen haben.Manche Schüler haben bei geht das e als kurz zu sprechen wahrgenommen, weil ja zwei Konsonanten folgen.
In vielen Schulbüchern gibt es sogar den Begriff des silbentrennenden h´s, Beispiele ge-hen, se-hen. Das ist der ungeeignete Versuch, eine unlogische Schreibung logisch zu begründen. Die Kinder müssen dann Aufgaben bearbeiten, in denn sie zwischen Dehnungs-h und Dehnungs-h als silbentrennendes h unterscheiden müssen.
Mich stört es inzwischen nicht mehr, wenn Kinder das stumme h, die Vokalmarkierung, als vermeintlichen Silbenanfang lesen. Es ist nicht das wichtigste Thema. Aber wenn Verunsicherung beim Lesen dieses Buchstabens besteht, sollte man üben.
Wörter mit h am Anfang
haben
halten
hängen
hart
Hase
häufig
heiß
heiter
heizen
helfen
hell
herstellen
heute
hinter
hoffen
hören
hundert
hungrig
Wörter mit h nach Vorsilbe bzw. mit der Endung „heit“
aufholen
gehandelt
geheim
Geheimnis
gehören
gehorchen
verhallen
verhängen
verhelfen
verhören
verhüllen
verhungern
Das stumme h
Das stumme h markiert den Vokal (überflüssigerweise) als gedehnt! Es handelt sich um eine historischen Schreibung, die, drastisch formuliert, bei jeder Rechtschreibreform übernommen wurde, weil man den Lesern und Schreibern keine Veränderungen zumuten wollte. Man hätte ja umlernen müssen.
ahnen
ähnlich
Bahn
bezahlen
Bühne
ehrlich
erzählen
Erzählung
fahren
froh
fröhlich
Frühling
fühlen
führen
Führung
Gefahr
gefährlich
hohl
Höhle
ihm
ihn
ihr
Kuh
kühl
kühlen
Lehm
Lehrer
Lohn
belohnen
Naht
Nahrung
nehmen
Ohr
Reh
rühren
Schuh
sehr
Stuhl
Uhr
umkehren
ungefähr
Verkehr
Vieh
Vorfahrt
wählen
während
Weinachten
wühlen
Zahl
zählen
Zahn
Das stumme h vor Vokalen bzw. vor der Reduktionssilbe
Manche Lehrwerke nutzen die sprachlich falsche Darstellung in Trennsilben zu einer neuen Regel, um das überflüssige h wenigstens in Teilbereichen begründen zu können. Sie unterscheiden das stumme h und das silbentrennende h, das zeigen soll, dass die beiden e bei gehen keinen Doppelvokal (geen) darstellen (wie bei Meer). Das h gehört aber immer noch zum Vokal e davor und bleibt stumm. Das stumme h als Trennungs-h wandert nur von Silbe 1 zu Silbe 2, was man nur bei einer Silbenkennung sieht.
Hier eine Auswahl an Wörtern, links die Darstellung in den meisten Schulbüchern, rechts die logische und lesetechnisch richtige Darstellung, so wie ich sie in meinen Übungen verwende. Die Schüler haben damit kein Problem, auch wenn sie von der Schule die andere „Silbenbildung“ kennen.
Das h am Silbenanfang verführt viele Schüler zum fälschlichen Lesen als eigener Laut.
silbentrennendes h
blü-hen, blüht
fle-hen, fleht
flie-hen, flieht
ge-hen, geht
glü-hen, glüht
Kü-he
Mü-he
nä-hen, näht
se-hen, sieht
sie-he
ste-hen, steht
we-hen, weht
zie-hen, zieht
Vokaldehnung
blüh-en
fleh-en
flieh-en
geh-en
glüh-en
Küh-e
Müh-e
näh-en
seh-en
sieh-e
steh-en
weh-en
zieh-en