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Die Geschichte vom Schneesee

Quelle: Franz Fühmann

Das Wort Schnee enthält nach und nach immer ein weiteres hinzugefügt, bis es zum Schneeseekleerehfeedrehzehwehvergehtee wird.

Es war einmal ein See, der war immer voll Schnee.

Darum nannten ihn die Leute nur Schneesee.

Um diesen Schneesee wuchs Klee, der Schneeseeklee.

Der wuchs rot und grün und darin äste ein Reh.

Das war das Schneeseekleereh.

Und das wurde von einer Fee geliebt.

Die war fast so schön wie Scheherezade.

Es war die überaus anmutige Schneeseekleerehfee.

Diese Fee hatte, wie alle Feen dieser Gegend, sechsundsechzig Zehen, fünfundsechzig zum Gehen und einen zum Drehen.

Und dieser sechsundsechzigste Zeh war natürlich der Schneeseekleerehfeedrehzeh.

Zehendrehen macht schrecklichen Spaß.

Doch einmal drehte die Fee im Übermut ihren Zeh zu sehr und da tat der Drehzeh schrecklich weh.

Zum Glück wohnte am Schneesee eine weise Frau.

Die weise Frau, eine Heckenhexe mit zwei schrecklichen Hakenhaxen, hockte gerade vor einer Hucke Kräuter, als die Fee gehumpelt kam.

(Hucke)

„Guten Tag, beste Heckenhexe mit den Hackenhaxen!“

„Guten Tag, nette Schneeseekleerehfee mit den sechsundsechzig Zehen.

Doch was sehe ich: Du humpelst? Was hast du denn?“

„Schneeseekleerehfeezehweh!“

„Gehzehweh oder Drehzehweh?“

„Drehzehweh!“

„Dann ist es nicht so schlimm: Gehzehweh ist zäh und hält sich, doch Drehzehweh kommt und vergeht jäh. Doch wodurch vergeht es?

Natürlich durch der Heckenhexe herrlichsten Tee, den hellgelben Schneeseekleerehfeedrehzehwehvergehtee!

Und einen solchen Schneeseekleerehfeedrehzehwehvergehtee werde ich dir brauen.“

Die Heckenhexe mit den Hackenhaxen nahm Blätter von sieben Bäumen und Blüten aus sieben mal sieben Träumen und brachte sie mit Milch aus sieben Eutern und Wurzeln von sieben Kräutern zum Schäumen.

Und als der Sud sich abgeklärt hatte, wallte im Kessel der hellgelbe Tee.

Na, wenn der nicht bitter schmeckte!

„Trink das aus, nette Schneeseekleerehfee!“

„Auf einen Zug, beste Heckenhexe!“

„Auf einen Zug, nette Schneeseekleerehfee!“

Da trank die Schneeseekleerehfee auf einen Zug den Schneeseekleerehfeedrehzehwehvergehteekessel aus.

Und als der Schneeseekleerehfeedrehzehwehvergehtee ausgetrunken war, hatte der hellgelbe Schneeseekleerehfeedrehzehwehvergehtee das Schneeseekleerehfeedrehzehweh aus dem Schneeseekleerehfeedrehzeh der Schneeseekleerehfee weggehext.

Und da stieß die glückliche Fee ein lautes Juche aus, das rings durch die Wälder schallte.

Sie hüpfte frohgemut nach Hause.

Und auf dem Weg dorthin, da umarmte die Fee noch einmal ganz lieb das Reh im Klee am See voll Schnee.