Ein ungeliebtes Thema

Die Rechtschreibung ist ein ungeliebtes Thema, bei Schülern und bei ehrenamtlichen Trainern. Das ist nur zu verständlich, denn die Lehre macht es den Kindern entgegen der Zielsetzung nicht leichter, sondern schwerer, und für die älteren Trainer hat sich seit ihrer Schulzeit viel verändert.

Ich möchte Eltern und Trainer davon überzeugen, sich neben der Leseförderung auch in der Rechtschreibförderung zu engagieren, denn gut lesen zu können, macht noch keine gute Deutschnote.

Warum wurde es gegenüber meiner Schulzeit für die Kinder schwerer?

Weil man vom intuitiven Lernen weitgehend zur Deduktion überging. Während früher viel mit Nachahmen, Wiederholen und Abschreiben gelernt wurde, lehrt man heute Regeln, die ein Nachdenken erfordern. Das ist für die Kinder schwieriger, zumal es zu jeder Regel viele Ausnahmen gibt. Ich habe in meiner Schulzeit nicht nach Gehör schreiben müssen. Das Wort Hund wurde bestimmt so oft geübt, bis es keine Zweifel über die Schreibung gab. Dass man die Laute b, d und g im Auslaut hart hört, war mir bis zur Beschäftigung mit der Rechtschreibförderung nicht bewusst.

Heute haben die Kinder kleine Forscher zu sein. Der LehrplanPLUS für die Grundschule in Bayern bringt die andere Richtung auf Seite 33 in zwei Sätzen auf den Punkt: „Die Schülerinnen und Schüler experimentieren mit Sprache und sprachlichen Strukturen (…) und reflektieren die jeweilige Verwendung und Funktion in unterschiedlichen Zusammenhängen.“ Im nächsten Absatz wird intuitives Lernen durch wiederholtes Abschreiben ausdrücklich ausgeschlossen: „Rechtschreibübungen finden nicht isoliert und ohne Anwendungsbezug statt, sondern sind eingebunden in sinnvolle Kontexte wie das Verfassen und Überarbeiten eigener und gemeinsamer Texte.“

Voraussetzung sichere und flüssige Handschrift

Voraussetzung für eine sichere Rechtschreibung ist zunächst eine flüssige, leichtgängige Handschrift. Daran mangelt es bei vielen Schülern, seit Schönschreiben als Schulfach abgeschafft wurde. Den Kindern fehlt die Übung. Sie müssen sich angestrengt auf den handwerklichen Schreibvorgang konzentrieren und haben im Gehirn keine Kapazität für Rechtschreibregeln. Die als Erleichterung gedachte Maßnahme hat das Gegenteil bewirkt. In meinem Netzwerk – Kompetenzzirkle Lernen – befassen sich einige Kolleginnen mit dem Handschrifttraining. Meine Netzwerkkollegin Dina Beneken unterhält sich mit mir in diesem Video über die Handschrift.

Warum wurde das Diktat als Leistungsmessung abgeschafft?

Beim Qualifizierenden Hauptschulabschluss 2016 hat das Kultusministerium das Diktat abgeschafft – siehe meinen Blog dazu. Das heißt, dass man sich dort sehr wohl der immer schlechter werdenden Rechtschreibleistungen bewusst war und auch heute ist. Und das nicht erst seit gestern.

Zusammenarbeit mit Fachleuten

Mit der Beratungsrektorin Ute Eberlein, Mittelschule Zirndorf, habe ich meine Übungen zu Beginn meiner Rechtschreibförderung abgestimmt. Auch andere Lehrerinnen und Lehrer haben mir geholfen. Wir gestalteten vor einigen Jahren gemeinsam einen LRS-Kurs und arbeiten aktuell noch im Präventionsverein 1-2-3 e.V. in der Fachgruppe Schule zusammen. Fachlich beraten und unterstützt wurde ich bei der Entwicklung der Übungen außerdem von Fachlehrern und einer Grundschulrektorin.

Chaos im Kopf

Bei der Rechtschreibung haben viele Schüler Chaos im Kopf. Sie haben nicht die geringste Vorstellung einer Struktur. Wie können wir diesen Schülern helfen? Soll man eines der vielen verfügbaren kommerziellen Programme kaufen? Ich habe mich entschieden, mein eigenes Rechtschreibförderprogramm zu erstellen, das Trainern und Eltern, aber auch Lehrern, da ehrenamtlich erstellt, kostenlos zur Verfügung steht. Dabei habe ich die gleichen Grundsätze wie bei der Leseförderung angelegt. Motivieren, das ist die Aufgabe des Trainers, aber die Übungen müssen auch dazu beitragen. Vereinfachen, die Erläuterungen erfolgen in ganz kleinen Schritten und interaktiv. Wiederholen, wobei dies in Varianten geschieht. Und schließlich vertiefen, also den Schwierigkeitsgrad steigern. Außerdem wird geschrieben, und zwar in Arbeitsblätter, die die Kursvorlage eins zu eins begleiten.

Bei der Vereinfachung habe ich einen besonderen Tipp für diejenigen, die es mit einer großen Fehlerzahl pro 100 Wörtern zu tun haben: Konzentrieren Sie sich auf ein Rechtschreibthema. Das heißt, lassen Sie Fehler, die nicht das gelernte Thema (oder eines, das Sie schon geübt haben) betreffen, unkorrigiert stehen. Das ermöglicht Erfolgserlebnisse. Das Korrigieren aller Fehler bringt erfahrungsgemäß bei vielen Fehlern gar nichts. Sie verzetteln sich, und das Kind wird verwirrt.

Übungsaufbau

Eine PowerPoint-Präsentation führt durch jedes Rechtschreibthema Schritt für Schritt. Das heißt, der Trainer braucht die aktuellen Regeln nicht zu kennen. Die Schüler werden dabei immer wieder aufgefordert, mitzuarbeiten. Die Ordner insgesamt ergeben einen kompletten Rechtschreibkurs mit Theorie und Arbeitsblättern.

Die Reihenfolge der Rechtschreibthemen kann der Trainer frei wählen. Ich unterscheide nicht zwischen Grund- und weiterführenden Schulen. Erstens ist mir der Pflegeaufwand zu groß, und zweitens ist die Erklärung hier und dort die gleiche. Ich erkläre sowieso alle Rechtschreibphänomene von Grund auf. Manchmal kommen Übungen mit dem Wortschatz der Mittelschule, was aber in den Dateien ersichtlich ist.

Muss ich die aktuelle Rechtschreibtheorie kennen?

Die Theorie wird pro Thema in den Dateien mit der Bezeichnung „Grundlage“ behandelt. Hier geht es um die Theorie. Ich setze also nicht voraus, dass der Trainer die neue Rechtschreibung kennt. Es ist nicht nur die Rechtschreibreform von 1996, die möglicherweise nicht ins Bewusstsein gerückt ist. Früher lernte man die Rechtschreibung intuitiv, das heißt durch Abschreiben. Eigene Texte wurden erst relativ spät verfasst. Haute schreiben die Kinder früh drauflos. Und deshalb müssen sie mit vielen Regeln lernen, dass man die Wörter nicht so schreibt, wie man sie hört. Ich habe die meisten Regeln erst im Ruhestand gelernt, als ich mit der Rechtschreibförderung begann.

Wo steht mein Schüler?

Am Anfang stellt man den Lernstand seines Schülers fest. Bei der Rechtschreibung gibt es viele Tests, die man sich kostenlos oder für eine Gebühr herunterladen oder online durchführen kann. Meist muss man Lücken füllen. Das Testprogramm spuckt dann aus, was man üben sollte.

Der beste Test, den ich kenne, ist OLFA aus dem isb-Fachverlag von Dr. Dorothea Thomé und Prof. Günther Thomé. Dieser Test funktioniert aber nur, wenn genügend handgeschriebene, freie Texte dafür zur Verfügung stehen. Es werden hier nämlich keine Lücken ausgefüllt, sondern vorhandene Schülertexte werden auf bestimmte Fehlerkonstellationen untersucht. Das ist zwar aufwendig, verspricht aber genaueste Ergebnisse. Fördermaßnahmen können damit gut geplant werden. Die OLFA-Fehleranalyse gibt es für verschiedene Klassenstufen. Dieses Verfahren hat auch den Vorteil, dass eine Testsituation für den Schüler vermieden wird.

Ich bin bei meinen Schülern immer pragmatisch vorgegangen. Ich habe mir Schülertexte angesehen und grob die zwei oder drei größten Problemfelder festgemacht. In jedem Fall waren es die Groß- und Kleinschreibung und die Doppelkonsonanten, die bei den Fehlern herausstachen. Und auf eines dieser Gebiete habe ich mich zunächst konzentriert, ehe weitere Rechtschreibphänomene geübt wurden. Rechtschreibschüler habe ich maximal zwei Jahre begleitet. Um bei ganz schwachen Rechtschreibern alle Schwierigkeiten zu beseitigen, ist diese Zeit zu kurz.

Nicht übersehen darf man den Zusammenhang zwischen Handschrift und Rechtschreibung. Die Kinder müssen beim Scheiben an die Rechtschreibregeln denken. Wenn sich das Gehirn aber mit der Handschrift beschäftigen muss, bleibt die Rechtschreibung auf der Strecke. Die Handschrift muss automatisiert, leicht und locker aus der Hand gehen. Auch die Rechtschreibung müsste automatisiert ablaufen. Siehe auch meinen Blog Rechtschreiberwerb ohne Ende.

Für Einzel- und Gruppenförderung, aber auch zum Selbststudium

Die Übungen können einzeln von jedem Schüler oder mit einer Gruppe bearbeitet werden.
Bei meinem Übungskonzept gehe ich immer davon aus, dass ein Trainer dabei ist. Die Rechtschreibdateien eignen sich für motivierte, ältere Schüler aber auch zum Selbststudium.

Technisches

Die Dateien laufen mit MS-PowerPoint, da ich keine Makros verwende, müssten auch kostenlose Viewer funktionieren.

Heruntergeladen werden in einem gezippten Ordner immer alle Dateien zu einem Rechtschreibthema aus dem Ordner Rechtschreibung.

Videos

Unter dem Menü „Videos – Rechtschreibung“ finden Sie Erklärungs- und Übungsvideos zu den wichtigsten Themen.

Lernkarten

Eine sehr praktische Methode für die Rechtschreibförderung ist, mit Lernkarten zu arbeiten. Am besten werden diese individuell anhand der in einem Schulheft korrigierten Fehler erstellt. Die Wörter werden so lange geübt, bis sie fünfmal als richtig gelöst gekennzeichnet sind. Für etliche Rechtschreibthemen habe ich Lernkärtchen erstellt. Sehr empfehlenswert sind auch die Lernkarten von meiner Kollegin Diana Rohrbeck.

Trainersuche

In meinem Netzwerk Kompetenzzirkel Lernen finden Sie Trainer und weitere gute Materialien für die Rechtschreibförderung!