Günther Thomé und Dorothea Thomé – Wortstämme – Basiskonzept Rechtschreiben – 2024 – isb Institut für sprachliche Bildung, Fachverlag, Oldenburg – € 9,80
Als ich das Heft in die Hand nahm und im Inhaltsverzeichnis las „d für den t-Laut am Wort- oder Silbenende wie in Hund“ fiel mir ein, wie ich im Ruhestand mit der Rechtschreibförderung begann. Ich war zwar ein guter Rechtschreiber, aber ich wollte wissen, auf was es aktuell in der Schule ankam. Deshalb besorgte ich mir die Aufgaben aus dem Qualifizierten Hauptschulabschluss im Fach Deutsch. Schon an der ersten Frage bin ich krachend gescheitert: „Begründe, warum Hund mit d geschrieben wird!“. Die Regel der Auslautverlängerung war mir nicht bekannt, ich habe sie auch nie gelernt, und schon gar nicht gebraucht. Die Lehre im Fach Deutsch hat sich seit meiner Schulzeit gravierend geändert, anscheinend nicht zum Besten. Die Autoren haben in ihrem „Ratgeber Rechtschreibprobleme LRS/Legasthenie“ schon vor Jahren festgestellt:
„Wenn man etwa dreißig Jahre (heute wären es mehr als 40 Jahre – Anm. des Verfassers) alte Maßstäbe an die heutigen Rechtschreibleistungen anlegen würde, könnte man gut die Hälfte unserer Schüler als rechtschreibschwach bezeichnen!“
Früher hat man zuerst eine verbundene Handschrift eingeübt, dabei viel abgeschrieben, und automatisch gelernt, wie die wichtigsten Wörter geschrieben werden. Man lernte durch Induktion. Heute ist Regelwissen gefragt, also Deduktion, was m.E. für die Kinder schwieriger ist. Die Regeln können oft nicht abgerufen werden, weil sich das Gehirn auf den Inhalt und manchmal sogar noch auf die Handschrift konzentrieren muss. Heute wird zwar empfohlen, von Anfang an auf die richtige Schreibung hinzuweisen. Durch das frühe freie Schreiben geht dabei die Systematik verloren. Die Konzentration auf ein Rechtschreibthema ist aber für das Lernen notwendig.
In dem Heft „Wortstämme“ von Günther und Dorotha Thomé wird diese Systematik für die Schüler „nachgeholt“. Es handelt sich um ein gut gegliedertes und mit vielen Beispiel versehenes Übungswerk. Ausführlich werden die Laute behandelt, die im Auslaut anders klingen als sie geschrieben werden. Zum Beispiel das d im schon genannten Hund, das g in Berg sowie das b in gelb. Hinzu kommen das ä und das äu, die oft mit e und eu verwechselt werden, sowie das ig, das im Auslaut oft wie ein ch klingt.
Interessant ist der Gedanke, was wäre, wenn zum Beispiel die Auslaute so geschrieben werden würden, wie sie gesprochen werden. Dann hätten wir den Berk und die Berge. Der Hinweis darauf hilft, diese Schreibungen, im Heft als Orthos bezeichnet, zu verstehen. Und deshalb wird zu Beginn des Heftes ganz bewusst das Gespür für diese Problematik geschärft, bevor in die speziellen Fälle eingestiegen wird. Und dabei geht es dann gründlich und systematisch zu Werke. Zu den umfassenden Wörterlisten kommen einige Aufgaben hinzu, für die es eine Einlage mit den Lösungen gibt.
Wenn man das Heft mit den Übungen richtig durchgearbeitet hat, hat es seinen Zweck erfüllt. Die richtige Schreibweise könnte dann – das wage ich zu behaupten – automatisiert sein. Die Idee scheint zu sein, sich nicht dauernd beim Schreiben mit dem Abruf von Regelwissen plagen zu müssen, sondern das Thema ein für alle Mal abgearbeitet zu haben.
Ich denke, dass auch Eltern mit ihren Kindern gut mit dem Heft zurechtkommen. Man geht die Listen mit den Wörtern gemeinsam durch, markiert sich Unsicherheiten oder schreibt diese Wörter auf Karten, z.B. vorne das Wort und auf der Rückseite die Ableitung. Auch Haken für jede richtige Antwort sind eine Möglichkeit.
Rechtschreibtrainer und Lehrkräfte haben damit ein gutes, für das Thema umfassendes Hilfsmittel.