Pisa – und wieder grüßt das Murmeltier!
An den Titel eines bekannten Films dachte ich als erstes, als ich die Meldungen über die neuen Pisa-Ergebnisse las. Ich komme mir vor wie in einer Endlosschleife oder -spirale. Und die Kommentare der Verantwortlichen sind bekannt. Hohle Sprüche, erkennbare Unkenntnis und Praxisferne.
Der Präsident der Kultusministerkonferenz fragte nach einer Zauberformel. …
… Schön ratlos, kann ich da nur sagen. Die Bundesbildungsministerin tönt: „Mittelmaß kann nicht unser Anspruch sein!“ Aber wie kann das Schulsystem besser sein als seine Macher. Der Digitalpakt ist ein trauriger Beweis dafür. Ein Bildungsforscher (Eckhard Kieme) nennt als Beleg dafür, dass in der Bildung viel getan wurde, als Beispiel, „dass sich das Sitzenbleiben sehr reduziert hat in unserem Schulsystem.“ Das bedeutet doch in Wirklichkeit, da das Leistungsniveau ja gesunken ist, dass diese Nicht-Sitzenbleiber einfach mitgeschleppt werden. Für eine notwendige, wirkungsvolle Einzelförderung sind keine Mittel da.
Die Ergebnisse der Pisa-Studie haben mich nicht überrascht. Trotzdem macht mich betroffen, dass 34 Prozent der Schüler sagen, Lesen sei Zeitverschwendung, und dass die Hälfte angibt, nur noch dann zu lesen, wenn es unbedingt sein muss. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was wäre, wenn auch die Rechtschreibung bei Pisa eine Rolle spielen würde.
Ich habe auch kein Patentrezept. Als ehrenamtlicher Lesetrainer bin ich nicht in der Lage, einen Plan aufzustellen. Aber ich sehe, wo es hakt. Das fängt schon vor der Schule an. Der Lese-Lernprozess zum Beispiel beginnt nicht in Klasse 1 der Grundschule. Die Kinder, die heute in die Grundschule kommen, sind in ihrer Entwicklung bis zu 4 Jahren auseinander. Das sind gesellschaftliche Veränderungen, die politisch gewollt sind, deren Auswirkungen aber ignoriert werden.
Um dieser Situation gerecht zu werden, bräuchte die Grundschule mehr Kapazität. Und man müsste auch in die vorschulische Bildung investieren. Dafür ist aber eine andere Behörde zuständig. Die Forderung, dass etwas getan werden müsse, bleibt Getöns, solange man für Bildung nicht mehr Geld ausgeben will.
Man kann die Pisa-Studie angreifen, zumindest was die Vergleichbarkeit der Länder anbetrifft. Aber man sollte sich jetzt darauf konzentrieren, was realistisch und wirkungsvoll bei uns in Deutschland geschehen kann, um den Kindern zu helfen, die dringend mehr Unterstützung brauchen.
Die Grundschule muss sich auf die Grundlagen konzentrieren. Da stelle ich den Englisch-Unterricht in Frage. Alle weiterführenden Schulen fangen ja eh wieder von vorne an. Es bliebe dann mehr Zeit für Deutsch. Ein weiterer, gar nicht so teurer Schritt wäre, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und professionellen oder auch ehrenamtlichen Trainern für Lesen und Rechnen zu fördern. Zusätzliche Lehrer gibt es ja nicht. Ehrenamtliche oder angestellt Kräfte könnten Lehrer entlasten, z.B. indem sie einzelnen Kindern helfen, nicht zurückzufallen. Das Problem kann man nicht aussitzen. Durch Nichtstun wird es nur noch schlimmer. Wir haben als Staat eine Verantwortung dafür, dass unsere Kinder gut auf das Berufsleben vorbereitet sind. Wenn sie es nicht sind, wird das für uns viel teurer, als jetzt etwas zu tun. Man kann über Föderalismus denken, wie man will. Für einige Bundesländer kommen meine Vorschläge schon zu spät, weil schon ein Großteil der Lehrer Quereinsteiger sind. Gut ausgebildete Lehrer aber wären die Voraussetzung dafür, angestellte Lernhelfer einzusetzen. In Bayern ginge das noch. Ich gebe die Hoffnung nicht auf!
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