Wie verunsichert man Schüler?
Wie man Schüler verunsichert, zeigt sehr schön ein Aufgabenblatt, das jemand im Forum „LRS Legasthenie und Dyskalkulie“ gepostet hat. Eine Aufgabe ist ein besonders treffendes Beispiel dafür, wie man Schüler mit Worttrennung statt Sprechsilben verunsichern kann, mit Unlogik in der Lehre.
Die Aufgabe 4 ist besonders fies, denn da werden Silben und Worttrennung gleichgesetzt. Beispiel Mückennetze. Die Silben sind: Mück-en-netz-e. Denn so wird das Wort gesprochen. Getrennt wird laut Duden, was aber mit der Aussprache des Wortes nichts zu tun hat: Mü-cken-net-ze. Das ü in diesem Wort steht bei dieser Trennung am Ende der Silbe und müsste gedehnt klingen, ist aber kurz. Das t von Netze spricht man nicht. Weil es bei uns kein zz gibt, schreibt man tz. tz steht hier für den Laut z und besagt als tz, dass der Vokal davor kurz ist. Die beiden Buchstaben sind zudem ein Laut, der hier ohne Rücksicht auf die Sprache auseinandergerissen wird. Beim Duden steht, wenn man das Wort im Online-Duden nachschlägt, Worttrennung und nicht Silben bei der Untergliederung. Die Schule setzt aus mir unerklärlichen Gründen die Duden-Worttrennung mit den Silben für die Lese- und Rechtschreibregeln gleich. Warum man die Kinder mit so unlogischem Zeug traktiert, bleibt mir ein Rätsel. Zudem ist die Worttrennung am Zeilenende die unwichtigste aller Rechtschreibregeln. Wichtiger wäre es, mit den Schülern die Länge der Vokale mit Sprechsilben einzuüben, bei denen die Vokale bei offenen Silben lang und bei geschlossenen Silben kurz klingen. Und da sind Aufgaben, wie die hier gezeigte, kontraproduktiv, weil unlogisch!
Ich weiß wohl, dass die Aufgaben Teil einer Probe waren. Aber ich habe mir vorgenommen, auf die Thematik der Länge der Vokale und der dazu passenden Silbenbildung verstärkt hinzuweisen. Ich weiß nicht, ob den Lehrpersonen die Unlogik der Trennsilben des Duden für die Bestimmung der Vokallänge bewusst ist. Eine Kollegin erzählte, dass kürzlich einer ihrer Schüler das Wort waschen in wasch-en getrennt hat. Und dann sollte er anhand der Regel für die offenen und geschlossenen Silben erklären, warum er falsch getrennt hat. Das a in waschen ist kurz, die Silbe ist lt. Duden offen und der Vokal müsste deshalb der Regel entsprechend beim Lesen gedehnt werden. Ein Widerspruch! Korrigiert werden müssten hier nicht Schüler, die intuitiv richtig entscheiden, sondern die Lehre muss angepasst werden.
Im Ursprungs-Post ging es um die Anwendung von Nachteilsausgleich und Notenschutz. Zu diesen Fragen kann ich nichts beitragen, da ich mich mit diesen Themen nicht beschäftige. Mir ist es wichtiger, dass die Kinder Lesen und Schreiben richtig erlernen!
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