Wer sich Zeit nimmt, verliert Zeit!

Für eine Leseförderung kommt es immer darauf an, herauszufinden, wo das Kind steht. Für mich spielt es dabei keine Rolle, ob die Kinder eine Legasthenie-Bescheinigung haben. Ich höre immer wieder, dass Eltern, bevor sie etwas unternehmen, auf einen Test bzw. eine Diagnose warten. Das halte ich für falsch. Ich schaue, wo es bei meinen Schülern hakt, und fange dort mit gezielten Übungen an. Es kommt darauf an, keine Zeit zu verlieren. Meine Kollegin Dina Beneken aus meinem Netzwerk Kompetenzzirkel Lernen hat zu diesem Thema einen Blog verfasst. Bei aufkommenden Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten gilt: Wer sich Zeit nimmt, der verliert Zeit!

Jeder Schüler ist ein bisschen anders

Ich habe mehr als 120 Schüler gefördert. Es gab zwar viele Gemeinsamkeiten bei meinen Zöglingen, aber doch war jeder Schüler ein bisschen anders. Meine Übungsvorschläge für die verschiedenen Leseprobleme sind deshalb keine Patentrezepte.

Probieren geht über studieren

Im Folgenden gehe ich kurz auf die häufigsten Probleme ein, die ich bei meinen Lesekindern feststelle. Beim Lesen hängt meist alles mit allem zusammen. Manche oft auftretenden Lesefehler erledigen sich einfach durch regelmäßiges langsames Üben von selbst. Mit welchen Übungen ich beginne, probiere ich in der Praxis aus. Die Grundregel dabei ist: Lieber etwas zu leicht einsteigen, als mit einem zu schwierigen Text den Schüler zu überfordern oder gar zu demotivieren.

Die Hörbeispiele auf dieser Seite sind Auszüge aus meinen meist recht kurzen Lesetests, die ich mit meinen Schülern mache. Bei ganz schwacher Leseleistung genügt mir ein Satz, um zu wissen, wo ich ansetzen muss. Warum den Schüler quälen, wenn man sofort sieht, wo es hakt? Lesetests finden Sie unter Übungen/Download im Ordner Am Anfang/Tests.

Die nachfolgend genannten Übungsanlässe sind keine vollzählige Aufzählung, und die dazu genannten Übungen sind nur eine Auswahl aus den vielen Übungsmöglichkeiten. Bei den Beispielen habe ich nur die Ordner, in der sich die Übungen befinden, verlinkt. Die Übungen sind im Ordner nach dem ABC sortiert.

Makros

Die Übungen enthalten meist Makros. Das sind kleine Programme, die in in PowerPoint eingefügt habe. Mit solchen Makros wird beispielsweise die Aufblitzgeschwindigkeit in Blitzleseübungen eingestellt. Die Makros laufen nur in der PowerPoint-Version von Microsoft. Die Makros sind nach dem Download gesperrt und müssen freigeschaltet werden. Auf jeder Downloadseite befindet sich ein Link mit der Handlungsanleitung dazu. Hier beschreibe ich, wie das geht. (Einfachste Möglichkeit: Auf Eigenschaften der Datei klicken und ganz unten einen Haken bei „Zulassen“ setzen.)

Sehr oft werden b und d sowie ei und ie verwechselt. Umlaute werden häufig ohne die Pünktchen gelesen. Das sind nur ein paar Beispiele. Passende Übungen finden Sie im Menüpunkt Übungen herunterladen im Ordner Symptome/Häufig falsch. Bei den meisten meiner Übungen in diesem Ordner wird zuerst getestet, ob die Buchstaben, wenn sie einzeln auftauchen, richtig identifiziert werden. Meist ist das der Fall, denn einzelne Buchstaben zu erkennen ist leichter, als einen Text zu lesen. Gezieltes, mehrmaliges Üben von Wörtern mit diesen Buchstaben hilft, um die Sicherheit zu erhöhen. Diese speziellen Übungen bringen etwas, wohingegen Korrekturen in großen Abständen meist ihre Wirkung verfehlen. Etliche Übungen enthalten nur Wörterlisten mit Besonderheiten für eine gezielte Übung.

Blog: Legasthenie-Alarm bei b und d

Übungsbeispiele (Auszüge) aus dem Ordner Symptome/Häufig falsch

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Die Buchstaben werden nicht zusammengeschliffen. Hier hilft Silbenlesen. Man beginnt mit zwei Buchstaben. Ich lese dem Kind vor und lasse es sofort wiederholen. Und dann eine ganze Reihe Silben gemeinsam lesen, dann das Kind allein. Und zusätzlich kann man mit ganz einfachen Lese-Übungen beginnen. Auch dabei: Zuerst vorlesen! 

Hörbeispiel, Klasse 1, April, Text:

Die Zahnfee

Übungsbeispiele aus Ordner Am Anfang/Silben

Übungsbeispiel aus dem Ordner Klasse 1/Besondere, Am Anfang/Texte und Am Anfang/Witze

Leichte Texte heraussuchen und Silbenübungen machen. Auch Vor- und Nachlesen hilft.

Hörbeispiel Klasse 1, April,  Text:

(Weihnachten ist vorbei.) Die Mutter räumt den Christbaum ab. Mia gefällt das nicht.

Anmerkungen zur MP3-Datei: Statt „buchstabiere“ wäre „nenn die Laute“ richtig!

Übungsbeispiel aus Ordner Am Anfang/Texte

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Hilfreich sind hier Tandem- und Dialoglesen. Das muss nicht in Reinkultur geschehen. Einfach gemeinsam oder abwechselnd lesen. Das Kind sollte den Text in kurzen Abschnitten allein wiederholen.

Hörbeispiel, Klasse 3, Text:

Alma schaut ins All – Alma? Hinter dem Mädchennamen verbirgt sich die Abkürzung für das größte Radioteleskop der Welt.

Blog Plötzlich gut im Lesen

Blog Tandemlesen

Für das Dialog- und Tandemlesen eignen sich fast alle meine Übungen. Hier würde sich auch mein Buch mit Witzen in das Training gut einbauen lassen.

Übungsbeispiele aus Ordner Symptome/Komposita

Wenn die Grammatik sitzt, müsste das Raten bei den Endungen immer erfolgreich sein. Aber die Deutschkenntnisse – auch bei muttersprachlichen Kindern – lassen nach. Und deshalb werden die Wörter nicht so angepasst wie notwendig. Für diese Art des Ratens nutze ich Schüttelsätze. Dabei werden die Wörter des Satzes nicht in der richtigen Reihenfolge platziert. Die Endungen können dann nicht erraten werden. Schüttelsätze sind in vielen Übungen enthalten.

Übungsbeispiele aus dem Ordner Symptome/Ratetechnik

Bei der Ratetechnik wird gelesen, was das Kind erwartet, dass geschrieben steht.

Beispiel Text: Der Häuptling senkte sein Haupt. Gelesen: Der Häuptling senkte seinen Kopf.

Hier wurde zwar sinnerhaltend geraten. Aber wenn das Raten zur Lesetechnik gehört, dann wird sehr oft falsch geraten. Geübt wird hier vor allem das langsame, konzentrierte Lesen. Die Lesegeschwindigkeit steuert man mit dem Finger, einem Leselineal oder, bei meinen Übungen, durch Klick bzw. Einstellung der Anzeigegeschwindigkeit.

Blog Langsam und richtig, statt schnell und falsch

Blog Raten beim Lesen – eine Sackgasse!

In vielen meiner Übungen sind Elemente enthalten, die hier helfen können.

Übungsbeispiele aus dem Ordner Symptome/Ratetechnik

Es ist immer gut, zwischendurch zu fragen: „Was haben wir denn gerade gelesen?“ Das Textverständnis kann fehlen, weil das Lesen zu anstrengend ist, um den Text zu verstehen. Es kann aber auch am Wortschatz liegen.

Blog Gelesen ist nicht immer verstanden

Übungsbeispiele aus den Ordnern Am Anfang/Texte, Klasse 2+/Besondere, Klasse 3+/Besondere

Zu schnell zu lesen ist gefährlich. Zuerst muss die Lesesicherheit gefestigt werden. Oft lasse ich Sätze oder Absätze wiederholen. Dabei fordere ich die Schüler manchmal auf, schneller zu lesen. Aber wenn sie dabei ins Straucheln kommen, muss das schnellere Lesen zurückgestellt werden. Um die Lesegeschwindigkeit zu ermitteln, habe ich ein paar Übungen im Ordner Am Anfang/Tests erstellt. Die Lesegeschwindigkeit kann man auf vielfältige Weise trainieren. Gut sind Wiederholungen, bei denen man die Geschwindigkeit steigern kann. Gezielt üben kann man mit Übungen aus dem Ordner Zack-zack. Aber: nicht übertreiben!

Die Abbildung zeigt die erwarteten Lesegeschwindigkeiten pro Klasse. Meine Schüler sind meist 20 bis 30 Wörter unter diesen Geschwindigkeiten, wenn ich das Training mit ihnen beende. Aber sie sind dann motiviert und so gut, dass sie alleine üben können.

Hörbeispiel, Schülerin Ende der 3. Klasse – Eingangslevel 8 Wörter pro Minute – Test nach 80 Trainingseinheiten á 30 Minuten – Auszug (44 Wörter, Gesamttest 222 Wörter) – Text:

„Das macht dir keiner nach“, sagten die anderen Tiere. „Jeder von uns kann etwas Besonderes, Aber du, Maulwurf? Wo steckst du denn? Maulwurf, wo bist du?“ Sie starrten auf die Stelle, wo der Maulwurf eben noch gestanden hatte. Da war nur noch ein Loch.

Das sind 61 Wörter pro Minute, gut 100 hätten es schon sein sollen. Aber ich war sehr zufrieden. Nur ein Lesefehler, der zudem nicht sinnentstellend war, aber Zeitverlust durch Lesefehler, die korrigiert wurden. Da die Lesefehler alle den Sinn nicht veränderten, hätte meine Schülerin auch einfach weiterlesen können. Die Geschwindigkeit hätte dann gepasst. Bei mir gilt nämlich der Grundsatz: Richtigkeit geht vor Schnelligkeit. Die Geschwindigkeit kommt mit der Zeit von selbst. Übrigens: Die Schülerin hat alle Fragen zum Test sicher beantwortet. Wir haben nach dem Test noch einige Übungsstunden mit der Verbesserung der Lesesicherheit, meist mit Übungen aus dem Ordner Symptome/Zack-zack, zugebracht.

Blog Langsam und richtig, statt schnell und falsch

Übungsbeispiele aus Am Anfang/Tests und Symptome/Zack-zack

Schwierige, manchmal unbekannte lange Wörter werden oft nur mühsam erlesen oder verunstaltet. Dann fehlt einfach die Übung. Schwierige Wörter kann man aber gezielt trainieren.

Hörbeispiel, 7. Klasse, Text:

Lesen ist für viele Menschen ein schwer zu erlernender Prozess, der viel Übung erfordert. Die folgenden Sätze sind kurios und schwierig zu lesen.

Übungsbeispiele aus dem Ordner Symptome/Komposita

Gerade am Wortanfang kommt das öfter vor. Text: Der Vogel flog über das Nest. Gelesen wird: Der Vogel folg über das Nest. Auch hier muss langsames und genaues Lesen geübt werden. Ich habe für einige Schüler Übungen entwickelt, die speziell den Wortanfang betreffen.

Manchmal sind solche Fehler auch der Hinweis auf eine Blickrichtung von rechts, die etlichen Schülern mit Leseschwierigkeiten zu schaffen macht.

Hörbeispiel, 3. Klasse, Text:

Alma schaut ins All – Alma? Hinter dem Mädchennamen verbirgt sich die Abkürzung für das größte Radioteleskop der Welt.

Blog Phänomen beim Lesen – Leseversuche von rechts

Artikel in der Fachzeitschrift Logos: Blickrichtung von rechts beim Lesen

Mit die Anzeige des Textes von links nach rechts können fast alle Dateien für dieses Problem eingesetzt werden.

Übungsbeispiele im Ordner Symptome/Blick von rechts

Die 17 Textübungen im Ordner Symptome/Blick von rechts (Beispiel oben: Text 04 Mit dem Klo in die Lüfte) zeichnen sich dadurch aus, dass jedes Wort einzeln geklickt wird. Die Anzeigegeschwindigkeit der Buchstaben wird über die Uhr eingestellt.

 

Viele Kinder wissen nicht, dass es die Vokale a, ä, e, i, o, ö, u und ü zweimal gibt, nämlich lang und kurz. Das e kommt sogar in einer dritten Variante recht häufig vor, zum Beispiel bei Hase. Es wird schwaches e oder Schwa genannt. Mir war das bis zu meiner Beschäftigung mit der Leseförderung auch nicht bewusst. Warum? Weil zu meiner Schulzeit solche Dinge nicht gelehrt wurden. Früher nahm der intuitive Teil des Leselernprozesses wesentlich mehr Raum ein. Für die Länge der Vokale brauchten wir keine Regeln zu lernen.

Blog Legasthenie ist, wenn man kein Doppel-s hört!

Blog Das Geheimnis der Vokale – „Könige“ ohne Macht!

Blog Silbenklatschen

Blog Silben aus der Hölle

Übungsbeispiele aus dem Ordner Symptome/Vokallänge

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In fast allen Dateien gibt es Blitzleseübungen. Ich empfehle zwei Durchläufe. Beim ersten sollte die Aufblitzgeschwindigkeit so eingestellt werden, dass der Schüler eine Chance hat, gut durchzukommen. Danach ist der Schüler meist motiviert, es ein bisschen schneller zu versuchen. Fast alle Leseübungen mit Texten und Witzen enden mit einer Blitzleseübung, die vorher gelesene Wörter enthält. Spezielle Übungen finden Sie im Ordner Symptome/Zack-Zack.

Übungsbeispiel aus dem Ordner Symptome/Zack-zack

Das Kind hat mit dem Thema Lesen abgeschlossen. Es versucht, so schnell wie möglich diese ungeliebte Sache hinter sich zu bringen. Hier kommt es darauf an, Erfolgserlebnisse zu schaffen. Empfehlenswert sind ganz einfache Leseübungen. Das Training sollte nicht zu lang sein und mehrmals wöchentlich, ja fast täglich stattfinden.

Hörbeispiel, 3. Klasse, Text:

Alma schaut ins All – Alma? Hinter dem Mädchennamen verbirgt sich die Abkürzung für das größte Radioteleskop der Welt.

Übungsbeispiele aus dem Ordner Am Anfang/Texte