Lesen durch Schreiben – ein Irrweg
Es gibt sicher nicht nur eine Ursache für die zunehmend schlechtere Rechtschreibleistung unserer jungen Leute. Die Methode „Lesen durch Schreiben“ gehört – nicht nur nach meiner Meinung – auf jeden Fall dazu. Allerdings nicht nach Meinung von Frau Prof. Sabine Martschinke. Der Einstieg in ihren Vortrag beim BVL-Kongress 2014 „Der Weg zum ´richtigen Schreiben´“ war der Spiegel-Artikel „Die Rechtschreibkaterstrofe“. Der Artikel sei wissenschaftlich nicht haltbar und schlampig gemacht. Nur: Dieser Artikel beschreibt, was ich in der Praxis erlebe,
und viele andere auch, mit denen ich auf dem BVL-Kongress gesprochen habe. Frau Professor Martschinke meint dagegen, wenn die Methode nicht funktioniere, dann läge das daran, dass die Lehrer die diagnostischen Ergebnisse nicht umsetzen könnten. Der „Leistungsverfall“ bei der Rechtschreibung, den auch die Frau Professorin nicht leugnet, ist ihrer Meinung nach auf keinen Fall durch die Methode des ungeregelten Schreibens zu erklären. Ich zitiere Ulrich Butz, der auf dem Kongress einen ausgezeichneten praxisbezogenen und mitreißenden Workshop hielt: „Anfangsfehler setzen sich fort und sind nur mühsam zu korrigieren“. Deswegen muss die Förderung, wie der BVL auch fordert, und wie es jeder Praktiker weiß, so früh wie möglich einsetzen. Das ist auf allen Gebieten so. Einen beim „freien“ Training eingeübten nicht optimalen Bewegungsablauf bei einer Sportart kann man nur mühsam wieder korrigieren. Und: Käme irgendwer auf die Idee, einem Kind, das Klavier spielen will, zu sagen: „Spiel doch erst mal zwei Jahre wie du willst, damit du Freude daran hast und Kreativität entwickeln kannst, und dann lernen wir es richtig.“ Aber Frau Professor Martschinke meint offenbar, beim Schreiben sollte man es so machen. Ihr Schlusssatz: „Jetzt haben wir noch eine Minute Zeit für eine Diskussion.“ Da verschlägt es selbst mir die Sprache. Übrigens: Frau Professor hat einen Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik.
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