Programmierunterricht an Grundschulen?
Das hat noch gefehlt: Jetzt sollen unsere Grundschüler auch noch das Programmieren lernen. Aber nicht in einem eigenen Schulfach, sondern integrativ in den bestehenden Fächern oder an einem Wochenende auf einfachste Weise, wie mit Legobausteinen, ein App entwickeln. Jedenfalls ist das die Forderung von Frau Prof. Dr. Gesche Joost, der Internetbotschafterin der Bundesregierung. Darüber wird aktuell in der FN und im Internet berichtet. Vielleicht lernen die Grundschüler das Programmieren ja mit einem App zum Errechnen vom 7 mal 8. So mancher Schüler muss erst mal nachdenken, ehe er, noch immer zögerlich, einen …
… Vorschlag zur Lösung anbietet.
Ich halte die Forderung von Frau Joost aufgrund meiner Erfahrung mit Grund- und Mittelschulen für falsch, ja sogar kontraproduktiv. Viel zu viele unserer Grundschüler beherrschen nicht einmal die Basistechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen richtig. An Mittelschulen haben rund 30 Prozent der Schüler Leseschwierigkeiten. Und beim Rechnen, pardon bei Mathe, ist es nicht viel besser. Die Quittung bekommen wir alle in ein paar Jahren. Wir brauchen in Deutschland hochqualifizierte Fachleute und „produzieren“ in unserer Gesellschaft zu viele Arbeitnehmer für den Niedriglohnsektor.
Es gibt viele Ursachen für diese Entwicklung. Zum Beispiel, dass Grundschüler immer häufiger keine häusliche Unterstützung des Lernprozesses mehr haben, und dass in Grundschulen zu wenig Zeit für das Erlernen und Beherrschen der Basistechniken besteht. Der Stoff sitzt – mangels Übung – viel zu oft nicht mehr. Wenn die Grundlagen für eine gute Ausbildung aber nicht richtig gelegt werden, dann wackelt alles, was darauf aufbaut.
Eine Programmiersprache gehört mit Sicherheit nicht zu den Grundlagen, für die die Grundschule sorgen muss. Schon Englisch als Pflichtfach ist in der Grundschule deplatziert. Die weiterführenden Schulen beginnen in aller Regel wieder bei Null. Die Grundschule sollte als besser nicht mit zusätzlichen Aufgaben belastet werden. Wir sollten unseren Grundschülern die notwendige Zeit geben, um die Basistechniken zu beherrschen. Dann fällt ihnen später auch das Erlernen einer Programmiersprache leichter.
Übrigens sehe ich im Vorstoß von Frau Joost einen großen Unterschied zur Forderung – auch der Bitkom, dass die Kinder den Umgang mit modernen Medien lernen, z.B. in der Sekundarstufe. Ich setze den Computer für die Leseförderung, auch bei Grundschülern ein. Da könnte man noch mehr tun.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!